Gefordert: Eine Debatte nach Günter Grass

Eine Debatte um friedliche und zukunftsorientierte Entwicklungen wird nicht geführt. Dies stellt für jeden Menschen eine Gefahr dar. Im Krieg sind alle Opfer tot.

Mara Willismood und die Kette der Irawwoon soll auch dazu beitragen, indem dieser Roman in seiner Ironie die Fragen der Macht und Kriegslust hinterleuchtet. Auf unterhaltsame Weise.

Die Debatte um den Beitrag von Günter Grass zeugt von einer intellektuellen Verkommenheit und Blödheit, die erbärmlich ist. Daher mein Brief an den Verband der Schriftsteller (VS):

1. Inzwischen werden „die Leserbriefzeilen“ von Herrn Grass in eine Reihe  mit dem Buch von Thilo Sarrazin gestellt. Das ist töricht und – so meine Meinung:- weist auf eine gewisse ungebildetheit hin. Zu Beginn der provokante Satz: Sarrazin hat Recht und trifft den Zustand der Einwanderungspolitik genau. Seine Zahlen – mehrfach geprüft – sind richtig.

Dann der folgende Satz: Sarrazin hat mit seinen biologistischen Argumenten dumme und blödsinnige Aussagen getroffen, und damit seine buchhalterische Arbeit ad absurdum geführt. Sie zeigen die mangelnde naturwissenschaftliche Bildung. Die Interpretation von Buchhalterzahlen und Korinthenzählereien ist ein schwieriges Geschäft. Nach der Erfassung von Realitäten beginnen Literatur und Wissenschaft ihre Wirkkraft zu entfalten, wenn sie gekonnt sind. Da beginnt Kunst.

Ich teile den Verweis auf Sarrazins schräge Thesen insoweit, als sie auf eine dilettantische, feudale und menschenverachtende Einwanderungs-&Kulturpolitik zielte, die mit den grundfalschen Begriff des Multikulturalismus des D.Cohn-Bendit und des Kriegsaußenministers J.Fischer bis zu den dummdreisten Leugnungen der rechten CSU-DU – Stammtischpolitikern reichte und reicht.

Deutschland war immer und wird immer ein Einwanderungsland sein, genau wie Europa. Das erforderte einen scharf gedachten Kulturbegriff, der fehlt. Die intellektuellen Debatten um diese Fragen —- Schwamm drüber. Es ist erbärmlich!

Der Begriff „Multikulturell“ verfehlt und verschleiert alles, denn damit verkennt der/die Denkerin die bis ins physiologische reichende Kraft der Kultur. Es existieren intra- und interlulturelle Begegnungen, welche über Generationen dann zu neuen Kulturen führen können, wie es am deutlichsten für die hier geforderte Kürze in Pidgin und Kreol beschreibbar wäre.

2. Die Hinweise des Literaten Grass sind berechtigt. Wie begannen die WK EINS UND ZWEI, der Vietnamkrieg usw.? Es waren eitle und alte Männer, die beschlossen Massenmorde zu begehen um ihre vermeintlichen Einflußsphären zu sichern! Man kann es immer lesen – von Wilhelm über Stalin, Hitler bis Kissinger. Die Bombardierung Nordvietnams  und der Einsatz von Napalm wurde in einem Washingtoner Swimmingpool getroffen: Lesen Sie es nach, wenn sie es nicht glauben wollen. Massenmord ist trivial in seinen Ursprüngen. Das droht auch jetzt wieder. Man muss es sagen können: Die Rechte in Israel ist diesen kriegsfaschistischen Gedanken eines Großisraels nahe. Und damit sind sie Hitler näher als jeder andere. Das weiß auch jeder vernünftige Israeli. Das ist trivial. Wer den Bestand von Israel will, muss das zugespitzt und deutlich aussprechen. Denn die Rechten in Israel stellen die schärfste Bedrohung des Landes dar. Die größte Gefahr für Israel geht von diesen Leuten aus! –  Das muss verhindert werden. Ein Frieden in dieser von Frankreich und England-Amerika kolonial so verdorbenen Region kann nur ZWISCHEN den Menschen entstehen. Zwischen allen dort lebenden Menschen! Intellektuelle aus Israel, Arabien, Persien und Europa haben hier eine Aufgabe, die über diese Gefühlsattacken hinausgehen müssen. Das ist der Sinn der arabischen Frühlinge. Laßt die Menschen bestimmen und schützt sie vor Einpeitschern und Verbrechern, ob Hisbollah oder rechte und frauenfeinliche Israelis oder schwachköpfigen, persisch-arabischen bornierten Religionsführern oder oder…

3. Wir in Europa sollten warnen, und eine deutlich andere Politik anstreben. Das Scheitern der großkopferten Brüsseler Milleniumziele zeigen ein Symptom einer realitätsfremden Politik. Die Leute in diesen Positionen erscheinen mir oft überfordert, intellektuell und moralisch. An dieser Stelle hätten Schriftsteller in Europa eine Aufgabe. Einen Diskurs, der sich frei hält von Interessen!

4. Dass dies realistisch ist, zeigte uns Günter Grass. Denn die Debatte ist überall. In der Journaille, die Schaum vor dem Mund hat, und die Pisse im Höschen bewahrt, wenn sie Geldgeil und Überschriftengierig geifern. Das Wort zählt, immer noch – auch im Zeitalter des Internets. Danke Grass!

5. Zum Schluss: Wer antijüdisches oder fremdenfeindliches schwarzes Blut gewinnen möchte, sei gesagt, dass es nur ein solches Ressentiment geben kann, wenn man auch die These akzeptiert, dass man gut auch ohne Lunge oder Herz oder Leber leben könne. Wanderungsbewegungen gehören zu Europa, wie diese Organe zum Körper. Noch mehr gehört die jüdische Kultur nicht nur dazu, Jüdische Kultur ist einer der Kerne Europas. Dadurch wurde Europa zu dem was es ist. Da gibt es keine Trennungen. Am Anfang wurden mit Massenausrottungen das Christentum in die europäischen Kulturen eingeprägt, jüdische Kultur ist seit der Frühe mittendrin. Ohne die islamischen Traditionen wäre Europa nicht geworden, genausowenig ohne die mongolischen Einflüsse usw. Nun sind alle hier. Das ist gut so.

6. Wer für den Frieden schreibt, wie es Günter Grass tat, und solche schäbigen Reaktionen erfährt, der liegt richtig.

Die Zeilen von Grass werden überdauern. Es bleibt nur die Frage: Wird es noch Leser und Leserinnen geben, die das achten können?

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