Mara Willismood – ein überfälliger und aktueller Roman

Ich frage mich, warum die Filmindustrie genauso wie die Buchmacher so stark in der Vergangenheit verhaftet sind. Themen des NS-Regimes bis maximal eine Aufarbeitung der 70er Jahre in Deutschland stehen im Vordergrund. Dazu kommt die Auseinandersetzung mit der DDR, die aber selten tief reicht. Alles ist Betroffenheitsprosa. Deutsche Krimis gehen als ständen sie unter Benzodiazepin. Die brennenden Themen erreichen die Öffentlichkeit nur gefiltert.

Gleichzeitig ist die Darstellung der Polüüjourren-Kasten obszön. Sie stellen sich kaum. Wenn in der FAZ der Herausgeber über die Richtigkeit der Linken faselt, sein Wirtschaftshäuptling über die Ursachen der Verschuldungskrise in seinem Blog in dem Anwachsen der Sozialstaaten verortet, ist die Richtung klar. Dies findet zur gleichen Zeit statt, als eine rechte Mörderbande auffliegt, die dem deutschen Verfassungsschutz seit etwa 14 Jahren bekannt war. Das rechte Auge in Deutschland war auf Staatsseite seit Kaisers Zeiten blind. Gleichzeitig trinkt ein japanischer Politiker Wasser aus Fukushima. Ein Präsident läßt sein Volk abschlachten. Ein hochrangiger Militär berichtet in Kolumbien, wie sie politische Gegner lebendig an Krokodile verfüttert haben. In Syrien liegt ein erschossener 11jähriger Junge verdreht auf der Strasse.

Ich bin weder wehleidig noch naiv. Als ich bei Wacker einen Espresso trank, stand in der Reihe hinter mir ein End30er und klagte, er gehöre zur Generation der „Vollverarschten“. Sein Anzug war so viel wert, wie der Junge in Syrien bis zu seinem Lebensende als Geld zur Verfügung hatte.

Gleichzeitig planen die Planer und Politiker Bangkok aufzugeben. Es wäre die erste Großstadt, die dem Klimawandel zum Opfer fällt.

Mara Willismood ist wichtig. Wird das Buch gelesen werden?

No Replies to "Mara Willismood - ein überfälliger und aktueller Roman"